16/06/2017 von Rechtsanwältin Antje Streckhardt
Alte und neue Gaunertricks
Die Klassiker kennt inzwischen fast jeder
Ob der Enkeltrick („Hallo hier ist Dein Enkel, ich brauche ganz dringend Geld -mein Kumpel, der Jonas, holt es gleich“) , oder der Arbeitstrick (Angebot von angeblich reisenden Handwerkern, sofort Dach sanieren oder Hecke schneiden, jetzt gleich, aber gegen Vorkasse, die dann nach den ersten Minuten mit den Arbeitern weg ist) – diese Maschen sind genauso alt und beliebt wie das übliche Anrempeln, Drängeln und Betteln ( gern auf Bahnhöfen oder anderen belebten Ort), um vom Klauen abzulenken.
Neuer ist die Entwicklung, dass inzwischen Kinder eingesetzt werden, die einen umringen und betteln oder einen Vorwand haben und während man sich noch vorne anhört, worum es geht, wird hinterrücks schon die Geldbörse entwendet. Bis 14 Jahren sind sie nicht strafmündig.
Bekannt ist auch die Masche, eine Erbschaft oder einen Gewinn in Aussicht zu stellen, von denen einen nur noch eine geringe Bearbeitungspauschale von 50,-- € oder 200,-- € trennt.
Die telefonischen Fragen sind meist so gestellt, dass man eigentlich immer zustimmen möchte:
„Sie wollen doch sicher nicht einfach so 50.000,--€ verschenken? “
Gerne wird auch versucht, Schuldgefühle hervorzurufen: „Jetzt haben wir uns so viel Mühe gemacht, Sie aus dem Ausland zu ermitteln und nun wollen Sie uns nicht einmal unsere wirklich geringe Bearbeitungsgebühr zukommen lassen?“
Wer auf Nummer sicher gehen will, begibt sich gar nicht erst in solche Gespräche oder beendet sie sofort, indem man sagt: „Lassen Sie mir das schriftlich zukommen“ – ohne natürlich Ihre Adresse anzugeben. Wer wirklich etwas Wichtiges für Sie hat, kennt auch Ihre Anschrift.
Die Dunkelziffer dieser Betrügereien ist auch deshalb so groß, weil mancher sich aus Scham, dass er sich hat überrumpeln lassen, nicht zur Polizei geht und Anzeige erstattet.
Das ist aber nötig ist - um diese Gauner auszuschalten oder wenigstens andere vor deren Tricks zu warnen.
In letzter Zeit hat es der technische Fortschritt möglich gemacht, beim Telefonanruf eine Absenderkennung im Display erscheinen zu lassen, die nicht mit dem wahren Anschlussinhaber übereinstimmt.
Wer würde nicht glauben, dass ihn die Polizei Münster anruft, wenn er liest, dass der Anrufer die Nummer 0251/110 hat?
Man ist anders eingestimmt, erwartet einen echten Polizeibeamten. Dann wundert man sich vielleicht auch nicht, wenn es heißt:
„Hier ist die Kripo Münster, Einbruchsdezernat - Sie werden derzeit von einer Einbrecherbande ausspioniert. Sie sind aber in Sicherheit, unsere Mitarbeiter beobachten das Geschehen genau. Sagen Sie uns bitte, wo Sie Ihre Wertsachen haben und wieviel Bargeld sich im Haus befindet.“
In der Gewissheit, dass ja die Polizei anruft, verrät man das und ist nicht erstaunt, wenn es heißt:
“ Die Sachen und das Geld müssen sofort aus dem Haus. Sie selbst können drin bleiben, wir observieren die ganze Zeit, Sie sind sicher. Die haben es nur auf Ihre Wertsachen abgesehen. Unser Mitarbeiter XY, der sich Ihnen ausweisen wird, holt die Sachen gleich ab, natürlich gegen Quittung.“
Bei einer solchen Geschichte, die sich gerade mehrfach im Münsterland zugetragen hat, bitte stutzig werden!
Ebenso hochaktuell ist es, Fotos von schicken Immobilien in die gängigen Internet - Portale ein zu stellen und zu günstigen Preisen die Anmietung einer Ferienwohnung oder einen dauerhaften Mietvertrag an zu bieten.
Der Preis ist dann im ersten Fall – wie üblich – sofort fällig und zu überweisen und man findet sich in Spanien unter der angegebenen Adresse vor einer Müllkippe statt einer Luxusimmobilie wieder oder man soll angesichts der Vielzahl der Bewerber schon die Kaution überweisen, damit der Vermieter merkt, „dass Sie die Wohnung wirklich wollen.“
Manche gehen sogar so weit, richtige Besichtigungen in Rohbauten durchzuführen, die ihnen nicht gehören, und fordern ihre Opfer auf, sich aus einem Katalog schon die Farben und Materialien für die fertige Wohnung aus zu suchen.
Lieber einmal zu oft nachforschen und sich Nachweise zeigen lassen, als Geld an Unbekannte zu überweisen.
Die Kanzleiinformationen stellen einen Überblick über das jeweilige Thema dar, es kann an dieser Stelle nicht auf alle Ausnahmen zu den erwähnten Gesetzen oder Einzelfallbesonderheiten eingegangen werden.
Rechtsanwältin Antje Streckhardt, Kanzlei Dr. Meimann & Kollegen, Warendorfer Str. 150, 48231 Warendorf